Faszinierende Gesichter
Die Skulpturen von Agnès Baillon zeigen Emotionen
Mit den Skulpturen der französischen Künstlerin Agnès Baillon entdeckt man Arbeiten in Kunststoff als Unikate weiß bemalt und ebenso Bronze bemalt, in besonders feiner Ausschaffung von subtilen menschlichen Ausdrucksformen meist traumhafter Gelassenheit.
Agnès Baillon stammt aus der Gegend von Montpellier. Als politischer Mensch hat sie sich schon in jungen Jahren gegen die dort konzentrierten militärischen Anlagen, die Nukleartechnik und für Frieden und Freiheit eingesetzt. Sie lebt und arbeitet heute auch in Paris, wo sie ab 1986 an der École nationale supérieure des beaux-arts de Paris Zeichnen und Malerei studiert hat.
Mit vielen Mitteln zur Authentizität
Im Bestreben, eigene Ausdrucksformen zu finden und unbeirrt von vorherrschenden Kunstformen, wandte sie sich der realistischen Darstellung des Menschen zu. Denn nur so schien es ihr möglich, die feinen, vom Betrachter oft noch zu enträtselnden seelischen Zustände gestaltend wiederzugeben. Die Skulptur schien ihr schließlich dazu geeigneter zu sein. Daher begann sie autodidaktisch mit der plastischen Gestaltung von Menschen und arbeitet seit 1989 freischaffend.
Der Werkstoff von Agnès Baillon ist Kunststoff, ein Unikum auf dem Gebiet der Plastik. Für die mittelgroßen Büsten und Figuren eignet sich dieses Material zur Erzeugung einer gewissen Transparenz. Unter der oberen sichtbaren und völlig weißen marmorartigen Schicht liegen stanniolartige Materialien, welche eine fast gläserne Qualität enthalten. Zusammen mit einer teilweisen Bemalung erreicht Baillon einen hautähnlichen Effekt, der zugleich als Vehikel einer großen Zartheit und seelischen Empfindsamkeit dient. Dazu gehören auch die wässerig hellblauen Augen, welche allen Exponaten eigen sind. Dazu kommt vielfach als augenfällige Originalität der mehr oder weniger geöffnete Mund. Explizit für die Sängergruppe und sonst stets als Ausdruck von Gerührtheit oder Erstaunen.
Mit Unvoreingenommenheit ans Werk
Im Vordergrund von Baillons Intentionen stehen momentane menschliche Gemütszustände, wobei ihr die Unvoreingenommenheit des Kindes als Vorbild dient. Auf diesen Grundlagen spielt Agnès Baillon souverän mit der ganzheitlichen Erfassung und Darstellung menschlicher Gemütszustände und versteht es, diese meist vieldeutig bis geheimnisvoll dem Betrachter intuitiv zu vermitteln. Dieses Spektrum feinster seelischer Differenziertheit zwischen mimosenhafter Empfindsamkeit und innerer Standfestigkeit ist wohl am besten ausdrückbar mit der von Baillon gewählten, realistischen Darstellung ihrer Figuren. Sie arbeitet vielfach nach Fotos von Personen aus ihrem engsten Umfeld. Ebenso wohl nie da gewesen sind die analog bemalten Bronzeskulpturen als Akte oder Büsten. Auch da herrscht ein ambivalenter Ausdruck im Bereich der Unvoreingenommenheit und Natürlichkeit mit oft etwas linkischen Posen vor.
HANS R. FRÖHLICH
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